Der Kugelblick für Anfänger
Verwenden wir den Kugelblick, stehen wir als Betrachter nicht mehr selbst im Fokus und vergleichen das, was wir sehen, mit unseren inneren Wertungen und Erwartungen. Mit dem Kugelblick sind wir nur noch Instrument für „Das Sehen“. Es sieht, und es sieht mehr, als ein einzelner Mensch sehen kann. Die einfachste Kontrolle, ob du den Kugelblick anwendest, ist das Austesten der Aussagen mit dem Armlängentest:
»Ich schaue.« Die Antwort mit Hilfe des Armlängentests sollte sein: »Nein.«
»Es schaut.« Die Antwort mit Hilfe des Armlängentests sollte sein: »Ja.«
Wenn »Ich schaue« mit »Ja« beantwortet wird, ist es die persönliche Perspektive.
Wenn »Es schaut« mit »Ja« beantwortet wird, ist es der Kugelblick.
Der Kugelblick für Fortgeschrittene
Von der persönlichen Perspektive zu objektiven Ergebnissen
Wenn wir bei der Diagnostik auf Geräte verzichten und intuitiv und mit Biofeedbacktesten und der Feldanalyse arbeiten, besteht die größte Herausforderung für uns darin, objektive Ergebnisse zu erzielen. Solange wir von unserer persönlichen Perspektive ausgehen, werden wir dieses Ziel und damit den qualitativen Anspruch der intuitiven Diagnostik nicht erreichen. Mit nur wenigen Voraussetzungen ist es aber möglich, die notwendige Qualität zu erreichen. Dazu zählt, dass wir in unserem Verstand die Begrenzungen der Dimensionen Ort, Identität und Zeit überwinden. Das wird in der Meditation oder auch im Zustand hoher Konzentration erreicht und setzt voraus, dass der Therapeut sich selbst in Balance befindet und damit testfähig wird. Wichtig ist aber auch, dass wir darin übereinstimmen, was und auf welchen Ebenen wir testen. Dieses Verständnis werden wir in den nächsten Kapiteln erarbeiten.
Die Befreiung vom Ort
Wenn sich zehn Therapeuten im Kreis um einen liegenden Patienten aufstellen und sie alle aus ihrer Perspektive, aus ihrer Position den Zustand eines irritierten Herzens mit dem Armlängentest feststellen, werden alle verschiedene Ergebnisse erhalten. Sie werden von »kein Stress« bis hin zu »großer Stress« reichen.
Alle haben aus ihrer persönlichen Perspektive geschaut, die durch ihre persönlichen Erfahrungen und Erwartungen, ihre Ängste und Projektionen geprägt wird. Damit sind ihre Ergebnisse nicht verwertbar, weil nicht von unabhängigen Testern reproduzierbar. Wenn sich aber jeder Untersuchende vorstellt, an jeder möglichen Stelle zum Patienten gewandt zu stehen und aus allen möglichen Richtungen, auch von oben und unten, und ohne Erwartungen und Vorbehalte zu schauen, dann erhalten alle dasselbe Resultat.
Es muss egal werden, wo ich bin.
Die Befreiung von der Identität
Mir fiel die Problematik der Identität in der Praxis auf. Ich war mit einer Behandlung fertig und prüfte über den Armlängentest, ob noch irgendetwas zu tun sei.
Die Antwort war »Nein«. Aber die Behandlung fühlte sich nicht beendet an, und das irritierte mich. So kam mir die Idee, folgende Frage zu stellen: »Wenn ich eine Frau wäre, könnte ich dann noch etwas für die Patientin tun?« Und aus dieser Perspektive war die Behandlung noch längst nicht beendet. Aus der weiblichen Perspektive war noch etwas sichtbar, was ich aus der männlichen Perspektive nicht sehen konnte.
Dann stellte ich mir vor, ein japanisches Kind oder auch eine indianische Großmutter zu sein, und testete, durch welche Identität sich welche Sichtweise ergab und zu welchen Ergebnissen dies führen würde. Mein Ergebnis: Ich muss innerlich diejenige Position und dasjenige Gefühl einnehmen, das es nicht mehr wichtig macht, wer ich bin.
Es muss egal werden, wer ich bin.
Die Befreiung von der Zeit
Es gibt Themen, die nur zu bestimmten Zeiten sichtbar und testbar sind. Der Schmerz und die Trauer um ein gestorbenes Kind sind einige Jahre später oft nur noch kurz vor oder kurz nach dem Todestag testbar. Nur dann wird der Schmerz von den Betroffenen zugelassen, für den Rest des Jahres verdrängen sie ihn, um normal leben und eine ungetrübte Freude empfinden zu können. Andere Themen sind nur zu bestimmten Tageszeiten testbar. Manche nur in der Nacht, andere nur am Tag. Viele Therapeuten helfen sich damit, dass sie die Patienten sich nacheinander Tag und Nacht vorstellen lassen, während sie damit die Themen zu beiden Zeiten austesten können. Eine andere Möglichkeit ist, dass ein Patient bei den Tests, die doppelt durchgeführt werden müssen, einmal die Augen offen und einmal zu hat. Damit werden Tag und Nacht simuliert, und erstaunlicherweise sind die Ergebnisse oft unterschiedlich. Entsprechend der Organuhr der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es Maximalzeiten der Funktion von Organen. Auch diese können zur Sicht- oder Unsichtbarkeit von Themen der Organe bei Biofeedbacktestungen führen.
Wenn wir innerlich jedoch die Position und das Gefühl einnehmen, aus allen Zeiten gleichzeitig zu sehen, bekommen wir zu jeder Zeit nachvollziehbare und damit objektive Testergebnisse.
Es muss egal sein, wann wir testen.
Der Kugelblick
Viele Themen zeigen sich uns nur in bestimmten Sektoren: zeitlichen, räumlichen und individuell bedingten. Damit benötigen wir einen Blick, der alle möglichen Sektoren und Sichtweisen erfassen kann. Nur dann kommen wir zu objektiven Testergebnissen. Am besten stellst du dir vor, dass das zu betrachtende Thema sich in einer Kugel aus Augen befindet und du es als alle Augen gleichzeitig anschauen kannst.
Ein weiterer Aspekt ist die Fokussierung.
Sicher kennst du die Bücher Das magische Auge von Tom Baccei. Wenn du deinen Blick nur auf die Oberfläche einer der bunten Innenseiten mit den computergenerierten Mustern fokussierst, wie beim Lesen üblich, siehst du nur Farbpixel.
Wenn du dich jedoch auf einen imaginären Punkt hinter dem Papier oder vor dem Papier fokussierst, erkennst du irgendwann dreidimensionale Strukturen – mehr Dimensionen. Genauso funktioniert es in der Diagnostik: Schau auf einen
Punkt hinter den Patienten oder einen Punkt vor den Patienten, und du wirst mehr erkennen.
Solange wir glauben, dass wir sehen, werden wir immer subjektive Ergebnisse erzielen. Erst wenn wir zulassen, dass wir ein Instrument des Sehens werden, also einen Zustand erreichen, bei dem wir nicht mehr wichtig sind, erst wenn es durch uns sieht, sind die Ergebnisse objektiv. Und wir bekommen mit jedem, der die gleiche Sichtweise einnimmt, identische und objektive Testergebnisse.
Es schaut durch mich. Ich bin ein Instrument des Sehens.
Der Raum
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Raum, der Ort und dessen Einflüsse. Wenn Lärm herrscht, können wir uns schlecht konzentrieren. Wenn wir uns nicht wohl fühlen in dem Raum, sind wir nicht mehr in Balance, und das verfälscht die Testergebnisse. Wenn es an der Stelle, an der wir stehen oder der Patient sich befindet, Irritationen wie geopathische Einflüsse gibt, die uns, wenn auch unbewusst, stressen, sind Verfahren wie der Armlängentest nicht nutzbar, und dann muss ich einen andere Stelle wählen oder den Raum entstören.
Erschaffe einen Raum beziehungsweise kläre deinen Arbeitsraum so, dass du dich gegen keine äußeren Irritationen erwehren oder sie mit deiner eigenen Energie kompensieren musst. Denn sonst kommt es zu verfälschten Ergebnissen und du bist schnell erschöpft. Irritationen können Lärm, Unruhe, Unordnung im Raum, energetische Irritationen oder auch geopathische Belastungen sein. Beseitige störende Umwelteinflüsse, um dich ganz zu öffnen und dem Entdecken der Diagnostik hingeben zu können.
Der ausbalancierte Therapeut
Wenn der Therapeut selbst nicht in der Balance, gestresst und nervös ist, ist er nicht testfähig.
Dann heißt es für ihn, sich selbst zuerst wieder in die Balance bringen und dann mit anderen Menschen arbeiten. Problematischer ist das in der Selbstdiagnostik, wenn der Therapeut gleichzeitig der Patient ist. Da der Therapeut in diesem Fall in der Regel keine externe Hilfe hat, um sich zu betrachten und auszubalancieren, benötigt er Hilfsmittel:
- den Kugelblick. Vereinfacht ausgedrückt: der Blick von außen auf sich selbst;
- die Vorstellung, jemand anderes zu sein, um zu testen, was die andere Person sehen und wahrnehmen würde und welche Testergebnisse sie hätte;
- die Testkarten des innerwise-Systems, um zuerst mit sich selbst zu arbeiten und die zu klärenden Themen zu identifizieren.
Die Präsenz des Therapeuten
Die Präsenz des Therapeuten ist eine weitere entscheidende Eigenschaft für den Erfolg der therapeutischen Maßnahme. Ich erkläre es dir am Beispiel der Hand. Eine geöffnete Hand steht für Offenheit, raumfüllende Präsenz, Sicherheit, Klarheit. Und genau so sollte der Therapeut sein – eine offene Hand.
Wenn die Hand zugeht oder gar zur Faust wird, weil es zu einer Verunsicherung kommt oder eigene Prozesse und Themen getriggert werden, ist der Therapeut nicht mehr im Raum präsent. Er zieht sich zurück und überlässt dem Patienten den Raum. Und damit leitet ab diesem Moment der Patient die Behandlung und sie wird chaotisch werden und das Ziel nicht erreichen. Sei wie eine offene Hand, fülle den Raum mit deiner Präsenz als Therapeut, und jede Behandlung wird gut und schön werden.
Bringe eine Hand vor den Körper und öffne sie weit.
Fühle dich, den Raum und deine Präsenz im Raum.
Nun schließe die Hand und nehme die Veränderungen wahr.